Liebe Sophie, erzähl mal: Wer bist Du, was machst Du und stelle uns doch auch Deinen süßen Vierbeiner Pelle vor.
Mein Name ist Sophie Reimann, ich bin Tierärztin und Tierphysiotherapeutin und lebe in Landshut, ca. 60km nordöstlich von München.
Zu mir gehört Pelle, ein vierjähriger Golden Retriever Rüde, im Gegensatz zu mir ein echtes Nordlicht aus der Nähe von Bremerhaven ;-), der mit 11 Wochen zu mir nach Bayern kam. Pelle ist rassetypisch ein echter Sonnenschein und so gut wie immer an meiner Seite.
Du hast ganz frisch eine tierärztliche Praxis für Physiotherapie eröffnet. Wie bist Du auf die Idee gekommen?
Ja richtig, bereits während meines Tiermedizinstudiums in Budapest und München und zahlreichen Praktika hatte ich auch erste Kontakte zu Tierphysiotherapeuten bzw. tierärztlichen Kollegen mit Zusatzausbildung. Die Tierphysiotherapie ist eine großartige Ergänzung zur Tiermedizin und verschafft vielen Patienten Erleichterung, egal ob in der Reha nach Operationen oder Traumata, bei chronischen Schmerzpatienten oder oder oder. Die Möglichkeiten sind enorm.
Die Option mein Wissen als Tierarzt mit dem der Tierphysiotherapie zu verknüpfen reizte mich und so begann ich nach Abschluss meines Studiums eine Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin (für Hunde und Pferde) bei Vetphysiocation in Marl (NRW). Zum 1. Oktober diesen Jahres erfüllte ich mir dann den Traum der eigenen Praxis.
Wie geht es jetzt weiter? Was sind Deine Pläne für die nähere Zukunft?
Mein Tiermedizinstudium und die Physiotherapie sind für mich eine großartige Basis, mit zahlreichen Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung, da gibt es noch viele Dinge, die ich gerne lernen möchte.
So mache ich zum Beispiel am kommenden Wochenende eine Fortbildung in der Blutegeltherapie und freue mich, damit mein Repertoire zu erweitern. Aber auch die Akupunktur beispielsweise steht langfristig noch auf meiner to do Liste.
Für die nächste Zukunft wünsche ich mir vor allem viele zufriedene Patienten und deren Besitzer.
Bei welchen Wehwehchen kannst Du unseren Vierbeinern helfen?
Wie schon gesagt, ist die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten in der Physiotherapie enorm, zu meinen Patienten gehören vom Familienhund und dem Freizeitpferd, bis hin zum Hund bzw. Pferd im sportlichen Einsatz, Vierbeiner wirklich aller Altersgruppen und Konstitutionen.
Da sind Traumapatienten, die ich in der Rehabilitationsphase unterstütze, Hunde mit angeborenen oder erworbenen Fehlstellungen oder orthopädischen Erkrankungen, chronische Schmerzpatienten, bei denen es um den Erhalt der Lebensqualität und vielleicht sogar die Reduktion von Schmerzmedikamenten geht. Sporthunde, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind oder auch ältere Hunde, bei denen die ersten Alterserscheinungen die Mobilität einschränken.
Aber auch die Gesunderhaltung des ganz „normalen“ Begleithundes ist ein wichtiges Feld für mich, ein regelmäßiger physiotherapeutischer Check kann bereits minimale Veränderungen ans Tageslicht bringen, die dem Besitzer eventuell noch gar nicht auffallen. Es lohnt sich immer, auch diese sofort zu beheben, bevor sich der Zustand manifestiert und zu einer Einschränkung führt.
So vielfältig wie unsere Tiere sind, ist auch mein Einsatzgebiet. Das ist es, was mich an diesem Beruf so fasziniert.
Zu meinen aktuellen Behandlungsangeboten im Hundebereich gehört neben der manuellen Massage und der manuellen Therapie, die manuelle Lymphdrainage, die Elektrotherapie (in meinem Fall in Form eines TENS, EMS und Magnetfeldes), das Taping und wie angekündigt auch demnächst auch die Blutegeltherapie.
Wir mussten mit Lola, Gott sei Dank, noch nie zur Physiotherapie. Wie läuft so eine Behandlung ab? Wie kann man sich das genau vorstellen?
Unser erstes Treffen beginnt immer mit einer umfangreichen Anamnese zum Patienten. Dazu gehört natürlich vor allem auch dessen Krankengeschichte. Sind alle Daten erfasst, erfolgt eine allgemeine, sowie eine spezielle Untersuchung des Tieres in Form einer Adspektion (optische Überprüfung), sowie einer Palpation (manuelle Überprüfung). Dabei würde ich mir Deine Lola sowohl in Ruhe, als auch in der Bewegung ansehen.
Anschließend würden wir die Ergebnisse meiner Untersuchungen, sowie mögliche Behandlungsoptionen besprechen. Oft erfolgt dann bereits die erste Behandlung.
Außerdem bekämst du Möglichkeiten an die Hand, wie du Lola auch zwischen unseren Terminen zu Hause unterstützen könntest.
Sollten mehrere Termine oder sogar eine langfristige Behandlung nötig sein, werden bei jedem Treffen die Fortschritte des Patienten überprüft und die Behandlung entsprechend angepasst.
Da es für mich wichtig ist, mit dem behandelnden Tierarzt oder Heilpraktiker, der meinen Patienten betreut, Hand-in-Hand zusammen zu arbeiten, freue ich mich auch immer über Befunde und Berichte der Kollegen. Eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit kommt dem Tier zu Gute und verbessert den Erfolg der Behandlung.
Unser herzlicher Dank geht an Sophie für ihre wunderbar informativen und interessanten Antworten, es hat uns sehr gefreut!
Noch mehr Informationen zu Sophie’s Praxis für Physiotherapie VetPhysioLandshut in der Nähe von München findet Ihr hier.
Die Bilder wurden uns von Sophie zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Das ist interessant. In meiner Laufbahn als Hundehalter, wenn man das so sagen möchte, habe ich immer wieder katastrophale Tierärzte kennengelernt. Zuletzt konnten mehrere keine Patellaluxation diagnostizieren, wohingegen es auf dem Röntgenbild und in der Bewegung quasi ersichtlich war. Eine Physiotherapeutin konnte und da ganz gut helfen und auch weiteres zu sagen, nachdem die Operation vorüber war. Einfach weil sie mehr Erfahrung mit dem Bewegungsapparat etc. hatte und die Tierärzte anscheinend zu sehr in ihrer Medizinischen Box hingen. Habe von daher seit einiger Zeit eine hohe Meinung von Physiotherapeuten und man sollte das nie einfach so abtun.
Wir hatten schon immer einen hohe Meinung von Physiotherapeuten, warum auch nicht 🙂